Sonntag, 9. August 2015

Schmadri: Im Banne der Gletscher

Schon einige Zeit planten wir einen Ausflug mit unserem Freund und Glaziologen, Andreas Wipf, in "sein Reich", das Schmadrigebiet. Andreas hat hier jahrelang die Gletschergeschichte studiert, Grabungen vorgenommen, Messungen getätigt und im einfachen Schmadri-Hüttchen gelebt. Er kennt Schmadri wie seine eigene Hosentasche und wollte uns dieses wundervolle, spannende Gebiet zuhinterst im Lauterbrunnental zeigen.

Es war ein wunderschöner Sommertag Ende Juni, in unseren Bergsommerferien, an welchem wir bereits am Morgen früh schwer bepackt in Trachsellauenen starteten. Der gute Weg führte uns vorbei an den tosenden Fällen des Schmadribachs, durch saftig grüne Wälder, immer höher hinauf bis ins Gebiet der blühenden Ankebälli und Alpenrosen. Nun öffnete sich der Blick auf das hinterste Lauterbrunnental, mit seinem ausgeprägten Gletschertrog. Was für ein Ausblick. Andreas hatte uns nicht zu viel versprochen: unberührte Natur, prächtige Blumen und viele interessante Spuren der schwindenden Gletscherwelt. Nach einigen Stunden des steilen Aufstiegs erreichten wir am späteren Nachmittag das idyllisch gelegene Hüttchen, nahe des glasklaren Schmadribrunnens, einer eindrücklichen Trinkwasserquelle. Dort, wo das Hüttchen zwischen den mächtigen Moränen steht, lag bereits seit 10'000 Jahren kein Eis mehr, informierte uns Andreas. Am Abend richteten wir uns gemütlich im Hüttchen ein und genossen in Einsamkeit eine tolle Vorspeise (Caprese) und ein "legendäres" Fondue, oder man könnte auch "Gummisuppe" dazu sagen. *smile* Am Ende des Tages folgte ein spektakulärer Sonnenuntergang mit glühendem Abendrot an den umliegenden, steilen Bergen. Markant war die Jungfrau aus ungewohnter Perspektive zu bewundern.

Am kommenden Morgen genossen wir die kühle Luft und die Stille der unberührten Bergwelt, bevor wir uns zu einem weiteren Aufstieg in Richtung Oberhornmoräne und Polarseeli aufmachten. Auch wenn die Last der Rucksäcke schwer drückte, so genossen wir das Blumenmeer auf der Moräne und liessen uns die diversen, kleinen Seelein zeigen. Immer wieder fiel unser Blick auf das stolze Jungfraumassiv. Vom türkisblauen Gletscherseelein stiegen wir dann Direttissima durch die geschliffenen Felsen in Richtung Mutthornhüttenweg und Oberhornsee ab. Unterwegs bewunderten wir noch farbenfrohe, einzigartige Gesteinsformationen. Danach begann der anstrengende Abstieg Richtung Obersteinberg und Trachsellauenen. Unterwegs zeigte uns Andreas noch prächtig blühende Frauenschuh-Orchideen. Was für ein unvergessliches Erlebnis, für welches wir ganz herzlich danken! Wir kommen wieder...!

TOURDATEN (Stechelberg-Schmadrihüttchen-Obersteinberg-Stechelberg)
Aufstieg: 1'450m
Abstieg: 1'450m
Strecke: 17.5km
Reine Wanderzeit: 7.5 h
Start- und Endpunkt: Stechelberg-Riiti
Tiefster Punkt: 919 M.ü.M. (Stechelberg)
Höchster Punkt: 2'262 M.ü.M. (Schmadri-Hütte)
Schwierigkeit: T3
Swisstopo Karte: 1:25‘000, Blatt 1248, Mürren

Beste Wanderzeit: Juli-September
Unser Tourdatum: 30. Juni und 01. Juli 2015
Besonderes: Die Route kann abgekürzt werden, wenn man bis Trachsellauenen fährt. Da auf diesem Strässchen jedoch Fahrverbot gilt, sollte man sich zuvor mit dem Berggasthof Trachsellauenen absprechen und zumindest dort einkehren! Die Tour ist aber auch so noch sehr anstrengend!

















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