Donnerstag, 2. März 2023

Goldener Herbst in Emosson

Es vergeht beinahe kein Jahr, in welchem wir nicht einmal das Gebiet von Emosson aufsuchen, ganz an der Grenze zu Frankreich. Besonders schön ist es natürlich auch hier im Herbst mit all den goldenen Farben. Nachdem wir im Herbst 2021 etwas Pech hatten und sich die Sonne gerade hinter den Bergen verabschiedete, als wir zum Fotoplätzchen gelangten, sind wir im Herbst 2022 zeitlich etwas früher unterwegs. Ziel ist es, vom Six Jeur (2'062m) aus die Felsnadeln um den Mont Blanc (4'807m), dem höchsten Berg Europas, zu fotografieren. Schon die Fahrt hoch zur mächtigen Staumauer ist Genuss pur. Die Bäume leuchten im Gegenlicht um die Wette und oben auf dem Parkplatz herrscht am Nachmittag immer noch emsiges Treiben, obwohl sich das Restaurant und sämtliche Gebäude bereits im Winterschlaf befinden. Ein solch' prächtiger Herbsttag zieht jedoch immer viele Besucher an.

Dieses Jahr bin ich, Stef, allein unterwegs und mache mich sofort an den kurzen Aufstieg zum Six Jeur. Oben halten sich auch wenige Ausflügler auf und das Moor begrüsst mich mit allen erdenklichen, bunten Herbstfarben. Ich beginne sofort mit Fotografieren und geniesse die Stille. Links von mir kann ich durch das im Dunst gelegene Unterwallis bis hin zum markanten Bietschhorn blicken, vor mir liegen die Berge um den Grenzberg Mont Dolent und gegen rechts kann ich auf den türkisblauen Stausee hinunter blicken. Je schräger das Sonnenlicht einfällt, desto intensiver werden die Farben. Was für eine Augenweide! Kurz nach 16:00 Uhr verabschiedet sich die Sonne hinter den markanten Aguilles du Vent. Andere Fotografen sind zwischenzeitlich noch angekommen und haben ein kleines Feuerchen gemacht. Anscheinend wollen sie hier oben übernachten.

Ich nehme einen kleinen Imbiss zu mir und blicke begeistert in die umliegende Bergwelt. Mal sehen, was das Abendrot noch bringen würde. Doch ich kann meine sieben Sachen getrost zusammenpacken und mich auf den langen Heimweg ins Leukerbad machen: im Westen muss wohl wieder einmal eine Wolkenbank liegen, denn das Licht verlöscht bereits relativ früh und kommt nicht wieder. Mit Abendrot am Mont Blanc ist es also diesmal nichts, aber der Ausflug war trotzdem eine Wohltat, wie meine wenigen Bilder davon zeigen.

TOURDATEN
Aufstieg: 100m
Abstieg: 100m
Strecke: 0,5km
Reine Wanderzeit: 0,25h
Tiefster Punkt: 1'965 M.ü.M. (Parkplatz Emosson)
Höchster Punkt: 2'062 M.ü.M. (Six Jeur)
Schwierigkeit: T2
Swisstopo Karte: 1:25:000, Blatt 1324, Barberine
Beste Wanderzeit: Juli-Oktober
Unser Tourdatum: 22.10.2022
Besonderes: Für eine längere Wanderung bietet sich die Route vom Parkplatz über die Staumauer bis zu den westlich gelegenen, deutlich sichtbaren Dinosaurierspuren (am hinteren Ufer des Lac du Vieux Emosson, Gebiet Sé Blanc) an. Strecke hin und zurück beträgt ca. 9km, Aufstieg ca. 500m. Im Herbst ist diese Wanderung jedoch eher schattig.








Montag, 23. Januar 2023

Hoch hinaus bei der Cabane de Moiry

Schon lange wollten wir mal wieder eine Tour weit über der Waldgrenze machen. Da die Eltern die Herbstferien zusammen mit uns im Wallis verbringen, hüten sie die kleine Carmen für eine Nacht, sodass wir einen richtig schönen Zweitäger planen können. Ziel ist eine Übernachtung in der Cabane de Moiry (SAC), ganz hinten im Val d' Anniviers. Vor Jahren waren wir schon einmal hier und bewunderten die Gletscherwelt.

Schon als wir oben am Stausee Lac Moiry ankommen, staunen wir ein erstes Mal: der See ist randlos gefüllt (aufgrund der Energiekrise) und sein türkisblaues Wasser leuchtet uns unwirklich entgegen. Was für eine Pracht mit den herbstkargen Berghängen. Wir halten an und versuchen diese "Karibik der Alpen" fotografisch festzuhalten.

Die Wanderung startet dann ganz hinten auf dem Parkplatz, nahe des Lac de Châteaupré auf 2'340m. Von hier steigen wir gemächlich in Richtung Hütte auf. Der Weg führt über die imposante Gletschermoräne und dann im zig zag bis auf 2'826m. Hier, bei der Hütte, tummeln sich tagsüber noch zahlreiche Ausflügler, teils sogar mit Kindern. Der Blick auf den leider auch schon recht klein gewordenen Gletscher ist überwältigend und auch talauswärts ist die Landschaft eine herbstliche Augenweide. Hübsche "Fotografenwolken" verzieren zudem an diesem Tag den Himmel. Wir deponieren unseren Ballast für die Nacht in einem der zwei noch geöffneten Schlafzimmer und beschliessen, noch etwas weiter aufzusteigen um den Gletscher besser bestaunen zu können. Durch die Geröllwüste geht es langsam hoch bis auf 2'900m. Die Wolken werden mal dichter, mal wieder lichter. Die Hochgebirgswelt ist immer imposanter und bald stossen wir auch in den Neuschnee vor. Nun lockt uns noch der Col du Pigne (3'137m), von dem uns unser Bergfreund, Andi Wipf, bereits erzählt hat. Was mag sich wohl dahinter verbergen? Vorbei an einem bereits zugefrorenen Seelein erklimmen wir den Pass. Nun können wir auf den hintersten Talabschnitt von Zinal blicken. Was für ein Tiefblick! Das Weisshorn und seine umliegenden Gipfel hüllen sich leider in Wolken. Die Stimmung und die Stille sind jedoch grandios. Mutterseelenalleine bestaunen wir die Bergwelt lange, bevor wir uns langsam, wieder an den Abstieg machen.

Bei der Hütte angekommen, ist es ruhig geworden. Nur drei zufriedene, französische Bergsteiger wollen auch noch hier oben übernachten. Am Abend bewundern wir über dem Glacier de Moiry eine glühende Abendstimmung und fotografieren die Milchstrasse, bevor wir uns nach einer Verpflegung in der Stille schlafen legen.

Am kommenden Morgen sind wir auch schon wieder in der Dämmerung bereit und geniessen wie der Tag erwacht. Es ist kalt geworden über Nacht. Nach dem Morgenessen nehmen wir bereits schnell einmal den Abstieg in Angriff, denn wir wollen noch das Gletschervorfeld erkunden, bevor wir uns am Mittag beim Parkplatz mit den Eltern und Carmen treffen. Der Abstieg über den gefrorenen Boden geht schnell und schon stehen wir vor den imposanten Eisformationen der sterbenden Gletscherzunge. Auch hier wurde das Toteis bereits vom Muttergletscher abgetrennt. Noch bevor die Sonne hier im Tal aufgeht, finden wir einen eleganten, sehr vergänglichen Eisbogen und viele andere, schöne Details. Dabei sind wir froh, als die Sonne um 11:00 Uhr aufgeht und uns ein Wenig wärmt. Über das Gletschervorfeld mit seinen bunten Farben und entlang des rauschenden Gletscherbachs geht es dann zurück zum abgemachten Treffpunkt.

Carmen rennt voller Freude auf uns zu und wir überreichen ihr die gesammelten, bunten Steine. Mit den Eltern setzen wir uns an das Ufer des Bachs und Carmen beginnt sofort mit den Steinen zu spielen. Was für ein unvergessliches Erlebnis in der erhabenen Bergwelt des Val d' Anniviers. Es hat wieder einmal gutgetan, so hoch hinaus zu gehen!

TOURDATEN
Aufstieg: 797m
Abstieg: 797m
Strecke: 9,0km
Reine Wanderzeit: 3,5h
Tiefster Punkt: 2'340 M.ü.M. (Parkplatz Moiry)
Höchster Punkt: 3'137 M.ü.M. (Col du Pigne)
Schwierigkeit: T4
Swisstopo Karte: 1:25:000, Blatt 1307, Vissoie und 1327 Evolène
Beste Wanderzeit: Juli-Oktober
Unser Tourdatum: 18.&19.10.2022
Besonderes: In der Cabane de Moiry sind ab Ende September nur noch die einfachen Winterräume geöffnet. Das Brennholz war schon Ende Oktober beinahe aufgebraucht. Trinkwasser gibt es in der Nähe keines. Im Sommer kann man vom Col du Pigne steil in Richtung Zinal absteigen. Bei uns hatte es schattseitig bereits viel Schnee.













Samstag, 7. Januar 2023

Goldene Lärchen und die höchsten Schweizer

Die nächste Herbsttour führt uns in das von Lärchen geprägte Saastal (VS). Schon lange haben wir davon gewusst, dass die Lärchenpracht hier besonders reizvoll sein soll. Wir wollen vom Kreuzboden (2'398m) hinunter nach Saas-Almagell (1'660m) wandern. Schon bei der Anreise fällt uns auf, dass sich im Tal eigentlich keine anderen Bäume als Lärchen befinden. Im unteren Bereich sind sie zu dieser Jahreszeit auch noch grün, aber oben an der Waldgrenze ist ein goldenes Leuchten auszumachen. Also lassen wir uns erstmal gemütlich hochgondeln und staunen, dass an diesem milden Prachtstag nicht mehr Wanderer unterwegs sind. Der Blick auf die frisch verschneite Mischabelgruppe ist atemberaubend. Zuerst stören uns noch die diversen, dominanten Wintersportanlagen, doch schon bald wandern wir mit freier Sicht der Höhenkurve entlang und bewundern die einzelnen, kleinen Lärchen am Wegesrand. Nach zirka 2 Kilometern gelangen wir auf einen westlich ausgerichteten, felsigen Grat. Jetzt blicken wir ein erstes Mal hinunter auf Saas-Fee. Von Punkt 2'462 steigen wir im Zickzack ab auf den Grundberg und wählen den unteren, weniger begangenen Wanderweg der Waldgrenze entlang. Wie durch ein goldenes Fenster lassen sich von hier aus die hohen Berge beobachten. Eine wahre Herbstsymphonie. 

Die Route wird nun etwas felsiger mit geneigten Platten und grösseren Steinblöcken. Bei Punkt 2'174, unterhalb der Weissflue, beschliessen wir den direkten, steilen Abstieg zu wählen um die Tour nicht noch künstlich zu verlängern, zumal sich die Bergwelt nun auch schon weitgehend im Gegenlicht befindet. Da heisst es aufpassen, dass man nicht ausrutscht. Etwas unterhalb treffen wir auf uralte, riesige und Lärchen. Ehrfürchtig bewundern wir diese knorrigen Baumriesen, bevor wir in Richtung Schatten (Moosgufer) absteigen. Von hier aus ist es nun noch ein Katzensprung nach Saas-Almagell, wo wir Carmen und unsere Eltern treffen. Eine sehr abwechslungsreiche Tour mit stetem Blick ins hochalpine Gebiet. Genuss pur!

TOURDATEN
Aufstieg: 80m
Abstieg: 780m
Strecke: 8,0km
Reine Wanderzeit: 2,5h
Tiefster Punkt: 1'660 M.ü.M. (Saas-Almagell)
Höchster Punkt: 2'398 M.ü.M. (Kreuzboden)
Schwierigkeit: T3
Swisstopo Karte: 1:25:000, Blatt 1329, Saas
Beste Wanderzeit: Juni-Oktober
Unser Tourdatum: 17.10.2022
Besonderes: Achtung:
Die Gondelbahn auf den Kreuzboden fährt jeweils nicht bis Ende Oktober! Die Wanderung kann noch bis auf die Almagelleralp verlängert werden. Dann hinunter entlang des Leebachs.








Mittwoch, 4. Januar 2023

Herbstgold am Illgraben

In der zweiten Oktoberhälfte, geniessen wir wieder unsere traditionellen "Lärchenferien". Diese stimmen wir jeweils auf die goldenen Herbstfarben ab. Im Herbst 2022 verbringen wir zwei Wochen im schönen Wallis, wo wir diverse Foto- und Wanderziele aufsuchen wollen. Hier, in unserem Fototagebuch, ein paar schöne, lohnenswerte Herbstwanderungen für Euch.

Schon öfters waren wir im Gebiet um St-Luc im Val d' Anniviers unterwegs. An unserem ersten Ferientag wollen wir zusammen mit Carmen zum eindrücklichen Illgraben wandern. Wir starten im Zentrum von Chandolin und steigen zuerst gerade ein Wenig entlang der Schneise der Skipiste auf, vorbei an der Cabane Illhorn. Schnell stellen wir fest, dass sich erst die obersten Lärchen an der Waldgrenze goldgelb verfärbt haben. Weiter unten leuchtet der Wald immer noch hellgrün. Es ist ein schöner, sonniger Tag mit guter Fernsicht und alle haben gute Laune. Der Alltag liegt weiter hinter uns. Bei Punkt 2'273 zweigen wir nördlich auf den Höhenweg ab, wo wir schnell eine wunderschön gelegene Sitzbank zum Verweilen finden. Carmen fotografiert mit ihrer Kinderkamera begeistert die Umgebung. Die Heidelbeerstauden leuchten immer noch rot im zu dieser Jahreszeit flach einfallenden Sonnenlicht. Was für eine Farbenvielfalt hier oben! Vor uns breitet sich das Unterwallis in seiner ganzen Grösse aus. Da können wir uns fotografisch austoben und geniessen diesen Ausblick ausgiebig. Dann geht es auf dem schmalen Wanderweg weiter in den immer dichter werdenden Lärchenwald. Alles um uns leuchtet goldgelb. Knorrige Kiefern sind jetzt auch zu bewundern. Carmen wandert und rennt den Weg selbst und hat sehr viel Spass daran, auch wenn sie unterwegs mal über eine Wurzel stolpert und es ein paar Tränen gibt.

Erst als der Weg nahe des Illgrabens steil abzufallen beginnt, nehmen wir sie in den Tragrucksack. So erreichen wir die Abbruchkante des Illgrabens und wagen einen vorsichtigen Blick hinunter. Carmen ist tief beeindruckt und stellt viele Fragen. Von da an vergeht praktisch keine Woche mehr, in welcher sie nicht einmal den Illgraben erwähnt. Nach langem Staunen wandern wir gemütlich über die Waldstrasse zurück in Richtung Chandolin. Auch hier bieten sich wunderbare Ausblicke auf das Rhonetal. Der Weiler Pramarin lädt mit seiner Sitzbank wieder zum Verweilen ein und auch der Aussichtspunkt, nahe Punkt 2'056, muss unbedingt besucht werden.

Eine angenehme, abwechslungsreiche Herbstrunde, welche für Wanderfreudige noch mit der Besteigung des Illhorns gekrönt werden kann. Dabei sind jedoch noch rund 500 Höhenmeter mehr einzuplanen.

TOURDATEN
Aufstieg: 294m
Abstieg: 294m
Strecke: 5,0km
Reine Wanderzeit: 2,0h
Tiefster Punkt: 1'979 M.ü.M. (Chandolin Zentrum)
Höchster Punkt: 2'273 M.ü.M. (Wegkreuzung)
Schwierigkeit: T2
Swisstopo Karte: 1:25:000, Blatt 1287, Sierre
Beste Wanderzeit: Juni-Oktober
Unser Tourdatum: 16.10.2022
Besonderes: Die Wegroute nahe des Illgrabens verläuft sehr steil und erfordert absolute Trittsicherheit. In Chandolin sind Ende Oktober leider alle Geschäfte und Restaurants geschlossen. Etwas mehr Leben gibt's jedoch im nahe gelegenen St-Luc.