Sonntag, 25. Oktober 2015

Norwegen 5: Auf den Spuren der Urtiere

Es war ein lange gehegter Kindheitstraum von unserem Freund und Begleiter, Martin Mägli, einmal die Moschusochsen in freier Wildbahn zu sehen. Diese Urzeittiere beeindruckten nicht nur ihn, sondern machten auch uns Neugierig. Jetzt, wo wir so nahe am letzten europäischen Gebiet waren, wo diese imposanten Tiere in der Wildnis leben, lag es auf der Hand, dass wir uns auf die Suche nach ihnen begaben. Martin hatte alles sauber abgeklärt und mögliche Beobachtungsplätze studiert. Wir zwei hatten jedoch keine grossen Hoffnungen, diese Tiere zu Gesicht zu bekommen. Die Tierfotografie war bislang nicht unbedingt unser Ding.

So starteten wir am Morgen mit gemischten Gefühlen in Kongsvoll, an der Grenze zum Dovrefjell Nationalpark. Zuerst stieg der Weg durch wunderschöne Birkenwälder hoch bis zur Baumgrenze. Schon diese Wanderung war ein absoluter Genuss. Oben auf dem Hochplateau angekommen bewunderten wir zuerst den kargen, farbigen Tundraboden und es war kaum zu glauben, aber bereits nach kurzer Zeit entdeckte Martin mit seinem Fernglas dunkle Punkte an den Hängen der Nystugguhoa. Sofort änderten wir die Richtung und wanderten schnurstracks in die entsprechende Richtung. Nach etwa einer Marschstunde hatten wir unser Ziel erreicht.

Vor uns lagerte eine Fünferherde von Moschusochsen, inklusive Jungtier. Was für ein wundervoller Anblick. Zuerst näherten wir uns nur ganz vorsichtig an, damit sich die Tiere an uns gewöhnen konnten und wir fühlen konnten, ob sie uns wohl tolerieren würden. Vorsicht ist angebracht, denn ein Moschusochse kann bis zu 400 Kilo schwer werden und erreicht eine Geschwindigkeit von 60km/h. Schon bald merkten wir, dass uns die bulligen Moschusochsen freundlich gesinnt waren und so durften wir die kleine Herde über fünf Stunden lang mit Ehrfurcht und Bewunderung begleiten. Etwas später wagten wir uns vorsichtig auch noch etwas näher an die Tiere. Es war ein ganz besonders, einzigartiges Gefühl diese Urtiere zu hören und zu betrachten.

Als sich die Sonne bereits hinter dem Bergrücken schlafen legte und die Moschusochsen ihr Nachtquartier bezogen, verabschiedeten wir uns in Dankbarkeit von ihnen und traten den Rückweg an. Das Kalb mit seinem starken Husten, die "Oma" mit dem struppigen Fellresten auf dem Buckel und die anderen geduldigen Herdenmitglieder werden wir so schnell nicht mehr vergessen! An sie erinnert ein feines Fellbüschel Zuhause in unserer Wohnstube, welches wir an einem Büschchen gefunden haben.

Siehe auch den eindrücklichen Blogeintrag von Martin Mäglis zweitem Besuch im Dovrefjell unter: http://naturbildblog.blogspot.ch/2015/10/moschusochsen-im-dovrefjell-nationalpark.html

TOURDATEN (Kongsvoll-Reinheim Hütte-Kongsvoll)
Aufstieg: ca. 450m
Abstieg: ca. 450m
Strecke: 28.0km
Reine Wanderzeit: 10,0 h
Start- und Endpunkt: Parkplatz Kongsvoll
Tiefster Punkt: ca. 900 M.ü.M. (Parkplatz Kongsvoll)
Höchster Punkt: ca. 1'350 M.ü.M. (Reinheim Hütte)
Schwierigkeit: T2

Ugland IT Karte: 1:50‘000, Blatt 2223, Snohetta
Beste Wanderzeit: August-September
Unser Tourdatum: 10. September 2015
Besonderes: Entlang dieser Strecke können die standorttreuen Moschusochsen mit hoher Wahrscheinlichkeit gesichtet werden. Es gibt auch geführte Exkursionen zu den Tieren.













Donnerstag, 15. Oktober 2015

Norwegen 4: Der abwechslungsreiche Westen von Rondane

Im Westen des Rondane Nationalparks interessierte uns ganz besonders der elegante Wasserfall Storulfossen (bei Otta) und das Gebiet zwischen Smuksjoseter und der Peer Gynt Hytta. Ersterem statteten wir gleich zweimal einen Besuch ab und waren erstaunt, wie sehr sich die Landschaft in nur sieben Tagen verändert hatte. Unglaublich! Beim ersten Besuch war der tosende und stiebende Wasserfall noch von saftigem Grün umrahmt. Eine Woche später präsentierte sich uns die Landschaft in allen erdenklichen Herbstfarben. Ein wahrer Augenschmaus, auch wenn der Wasserfall selbst sehr schwierig zu fotografieren war. Lange verweilten wir hier und fanden immer wieder neue Details.

Der Weg von Smuksjoseter, dessen Ausgangspunkt mit dem Auto erreicht werden kann, zur Peer Gynt Hytta und durch das Kjondalen zurück ist ebenfalls sehr attraktiv, wenn auch hier die Büsche bereits fehlen. Dafür gibt's aber zahlreiche seichte Seen, interessanten Tundraboden und eine beeindruckende Schlucht zu bewundern. Diese ist nahe der Hüttensiedlung gelegen und wartet mit Gesteinsformationen auf, wie man sie nur selten sieht.

Viele Schotterwege am Rande des Rondane Nationalparks dürfen übrigens mit dem Auto befahren werden. Es muss jedoch ein Wegzoll zwischen 30 und 80 Kronen bezahlt werden. Meistens steht am Beginn der Strasse einfach eine Kasse am Strassenrand. Auf den dort bereit liegenden Zetteln kann man dann seinen Namen und die Autonummer eintragen und das Geld einwerfen. 

Gerne entführen wir Euch nun auf die Wanderung zur Peer Gynt Hytta und zeigen Euch die bunte, herbstliche Tundra in den zwei erwähnten Gebieten mit Fotos. Viel Spass...!

TOURDATEN
Aufstieg: ca. 300m
Abstieg: ca. 300m
Strecke: 9.0km
Reine Wanderzeit: 2,0 h
Start- und Endpunkt: Smuksjoseter Fjellstue
Tiefster Punkt: ca. 1'100 M.ü.M. (Am Hovringvatnet)
Höchster Punkt: ca. 1'280 M.ü.M. (Am Solsidevassberget)
Schwierigkeit: T2

Ugland IT Karte: 1:50‘000, Blatt 2523, Rondane Nord
Beste Wanderzeit: September
Unser Tourdatum: 08. September 2015
Besonderes: Die Peer Gynt Hytta ist im September bereits nicht mehr bewartet, die Smuksjoseter Fjellstue sollte jedoch noch offen sein. Der Rundweg ist gut markiert, jedoch sehr steinig.

















Samstag, 10. Oktober 2015

Norwegen 3: Die Vegetationsstufen von Rondane (Bjornhollia)

Eine der vielen Wanderungen im Rondane Nationalpark hat es uns ganz besonders angetan, auch wenn das Wetter gerade wechselte und langsam Regen aufkam. Es ist die Route von Strombu, am hinteren Ende des Antsjoen, nach Bjornhollia. Sie verläuft vorwiegend in einem wundervollen Naturrservat und führt durch sämtliche Vegetationsstufen der Region. Unterwegs gibt es so viele schöne Details zu bewundern, dass man oftmals gar nicht recht vorwärts kommt.

Zuerst beginnt der Weg im dichten, grünen Birkenwald. Danach geht's über einen Kegel von Gletscherschutt hoch auf ein kleines Plateau, welches über und über von Isländisch Moos bedeckt ist. Was für ein Anblick. Weiter dann durch farbenfrohe, lichte Moorgebiete, langsam ansteigend und mit einer neuen Überraschung nach jeder Kurve. Unterwegs begegneten uns übrigens zahlreiche, fröhliche Wanderfrauen (die Männer waren wohl allesamt auf der Jagd). Nach und nach weicht der Wald zurück und wird der Tundraboden immer bunter. Hier konnten wir nun bereits leuchtendgelbe Birklein betrachten. Bevor die Hütte von Bjornhollia ins Blickfeld rückt, führt der Weg wie durch einen von Mutter Natur angelegten Park. Einzelne Bäumchen, von Flechten überzogene Felsbrocken und idyllisch gelegene Seelein. Einfach ein Traum.

Kurz vor der Hütte überraschte uns dann beim gemütlichen Picknick der Regen und wir beschlossen, umzukehren. Man könnte jedoch die Route wie folgt verlängern: von Bjornhollia in östlicher Richtung dem See Musvoltjonna entlang und dann durch den lichten Föhrenwald von Vassbulia, dem unmarkierten Weg entlang, wieder zurück zum Ausgangspunkt, Strombu. Auch an dieser Route können prächtige Moorgebiete genossen werden. Und mit etwas Glück bekommt man auf den Waldlichtungen sogar einen Elch zu Gesicht.

Alles in Allem eine der schönsten, abwechslungsreichsten Routen des Rondane Nationalparks.

TOURDATEN
Aufstieg: ca. 400m
Abstieg: ca. 400m
Strecke: 12.0km
Reine Wanderzeit: 3,5 h
Start- und Endpunkt: Strombu
Tiefster Punkt: ca. 720 M.ü.M. (Strombu)
Höchster Punkt: ca. 1'100 M.ü.M. (Westhang des Musvolkampen)
Schwierigkeit: T2

Ugland IT Karte: 1:50‘000, Blatt 2521, Rondane Sor
Beste Wanderzeit: September
Unser Tourdatum: 12. September 2015
Besonderes: Die Hütte von Bjornhollia ist im September meist nur noch am Wochenende geöffnet. Verpflegung muss also selbst mitgebracht werden. Im Herbst fällt im Gebiet dafür die lästige Mückenplage weg.


















 

Sonntag, 4. Oktober 2015

Norwegen 2: Stimmungen im Doraldalen (Rondane)

Unser Hauptziel im Rondane Nationalpark, war das Doraldalen mit seinen unberührten, wundervollen Tundralandschaften und den vielen Moorseen an der Waldgrenze. Es ist das Gebiet des Atna-Flusses. Zu Beginn unserer Ferien statteten wir dem von der Eiszeit geprägten Tal erstmal bei schlechtem Wetter ein Besuch ab, um alles zu erkunden. Auch mit Wolken hatte das bergige Gebiet durchaus seinen Reiz und wir fanden viele schöne Plätzchen, welche wir uns merkten. Eine grosse Hilfe war dabei die Karte von Ugland IT. Als uns dann beim starken Wind langsam kalt wurde, fuhren wir bis nach hinten zur Hütte von Doralseter. Hier genossen wir in der warmen Stube etwas Warmes zu trinken.

Am kommenden Morgen standen wir beizeiten bereit. Ein kleines, spiegelblankes Seelein hatte es uns angetan. Nach ca. 1,25h Anfahrt fanden wir das Plätzchen ohne Probleme. Wir konnten uns genügend Zeit lassen, denn hier im Norden dauern die Dämmerung und das Morgenrot viel länger als bei uns Zuhause. Was dann folgte, war ein Schauspiel von Farben, Formen und Lichtstimmungen in absoluter Stille und Einsamkeit; einfach zum Träumen und Staunen. Zudem wehte absolut kein Lüftchen, sodass sich die umliegende Bergwelt perfekt im Wasser spiegelte. Besonders imposant war dabei immer wieder das Massiv des Hogronden (2'118m). Dieses kam uns wie eine explodierte Volkancaldera vor.

Etwas später fanden wir andere schöne Seen und statteten dem Tal noch ein zweites Mal einen morgendlichen Besuch ab. Hier wird es einem wirklich nie langweilig und man hat das Gefühl, sich in einer riesigen Parkanlage zu befinden. Mutter Natur hat hier alles so wunderschön arrangiert, dass wir oftmals einfach hätten jauchzen können.

In Worte sind die Stimmungen nur schwerlich zu fassen. Mit den Fotos entführen wir Euch gerne in diese bunte, nordische Landschaft, welche uns so ans Herz gewachsen ist.

TOURDATEN (Von Stodsbuoye nach Doralseter)
Aufstieg: ca. 300m
Abstieg: ca. 50m
Strecke: 12.0km
Reine Wanderzeit: 3,5 h
Start- und Endpunkt: Stodsbuoye / Doralseter
Tiefster Punkt: ca. 780 M.ü.M. (Stodtbuoye)
Höchster Punkt: ca. 1'050 M.ü.M. (Doralseter)
Schwierigkeit: T2

Ugland IT Karte: 1:50‘000, Blatt 2523, Rondane Nord
Beste Wanderzeit: September
Unser Tourdatum: 09. + 11. September 2015
Besonderes: Der Weg führt oftmals der Schotterstrasse entlang. Die prächtige Landschaft entschädigt einem jedoch dafür. In Doralseter kann man sich am Kiosk mit Süssigkeiten und Getränken verwöhnen lassen.