Freitag, 23. September 2022

Älprigensee: das schweizerische Patagonien

PROLOG
Da wir in letzter Zeit vermehrt feststellen, dass
unsere Beiträge auf Facebook gar nicht mehr allen angezeigt werden und die Reichweite immer kleiner wird, haben wir uns dazu entschlossen, unseren alten, einstmals sehr beliebten Blog (Tagebuch) wieder zu reaktivieren. Wir hoffen, Euch damit eine Freude zu bereiten. Ab und zu werden wir hier also wieder unsere schönsten Touren und Erlebnisse posten, ganz ungebunden und spontan.

DIE TOUR
Als uns unser langjähriger Bergfreund, Andi Wipf, vor einiger Zeit auf den Älprigensee im Kanton Uri aufmerksam macht, studieren wir die Karte und das Satellitenbild und sind sofort Feuer und Flamme. Dieser kleine, unscheinbar hinter einer Gletschermoräne verborgene Bergsee liegt in prächtiger, karger Umgebung. So beschliessen wir am Bundesfeierwochenende vom 31. Juli auf den 01. August 2022 einen Ausflug in dieses Gebiet zu machen. Der Wetterbericht ist gut, mit einigen Quellwolken in den Bergen. Wir klären bei der Kooperation Uri vorgängig noch ab wie es dort oben mit dem Biwakieren ist.

Frohen Mutes starten wir also auf der Göscheneralp, wo der Parkplatz von vielen wanderfreudigen Ausflüglern bereits fast voll besetzt ist, mit einem kurzen Imbiss im Restaurant. Dann satteln wir unsere schweren Rucksäcke, überqueren den Staudamm und wandern auf dem Rundweg westwärts. Bald schon kommt die Abzweigung in Richtung Lochberglücke und Albert Heim-Hütte. Von hier aus verläuft die blau-weiss markierte Wegspur steil aufwärts durch die Grashalden. Die Felszinnen links und rechts werden immer mächtiger und bald schon kommt der Planggenstock in Sichtweite, aus welchem bereits unglaublich grosse und schöne Kristalle geborgen wurden. Wir kommen "finechli" ins Atmen und steigen gemächlich rund 700 Höhenmeter auf.

Hinter einer Gletschermoräne aus dem Jahr 1850 öffnet sich eine kleine Ebene, auf welcher sich das türkisblaue Wasser des Älprigensees gesammelt hat. Wir stellen unser Gepäck ab und staunen erstmal. Dieser seichte, wunderschöne See kommt eigentlich völlig unerwartet. Von den einst mächtigen Gletschern im Gebiet sind heute nur noch wenige, traurige Firnreste vorhanden. Während sich die Wolken am Himmel schnell verändern, beginnen wir sofort mit Fotografieren, mal im Schatten, mal in der Sonne. Es finden sich im Gebiet viele kleine, klare Tümpel und Bächlein. Nebenbei staunen wir, wie viele Bergsteiger hier auf dieser Route unterwegs sind.

Immer wieder verändert sich das Licht und als wir später unsere Biwakzelte aufstellen, kommt auch noch der Naturfotograf Peter Limacher bei uns an. Welch' freudige Überraschung. Entgegen unserer Annahme, lösen sich die Wolken heute den ganzen Tag nicht ganz auf. Was für ein Glück für unsere Fotomotive. Imposant ragen die Felszähne und -nadeln der Feldschijen in südöstlicher Richtung in den Himmel und erinnern an Szenen aus dem fernen Patagonien. Unglaublich, was die Schweiz auf kleinstem Raum zu bieten hat.

Gegen Abend kommt etwas Wind auf, doch wir finden immer wieder Plätzchen mit tollen Spiegelungen. Bevor wir uns in die warmen Schlafsäcke verkriechen, finden wir noch schöne Pölsterchen von Steinbrech, dann sinken wir in etwas unruhigen Schlaf, wie immer draussen in den Bergen.

Der nächste Morgen ist zuerst noch wolkenlos, fast zu schön zum Fotografieren. Doch auch am 1. August sind wir früh draussen und begrüssen den neuen Tag. Die Sicht hinunter auf den Göscheneralpsee und die umliegenden Urner Berge ist einmalig schön. Wir geniessen die frische Bergluft, das Plätschern der vielen Wässerchen und bewundern wie die Gipfel und Grate im Westen glutrot zu leuchten beginnen. Später zaubert die aufgehende Sonne mit aufkommendem Dunst prächtige Lichtspiele auf die schroffen Felszähne. Wir verpflegen uns kurz, packen zusammen und steigen überglücklich wieder steil gegen die Göscheneralp ab. Hier dokumentieren wir noch einmal die fröhlich sprudelnden Wässerchen am Wegesrand und den Blick ins Chelenalptal mit seinen rostroten Felsen. Bald schon sind wir wieder zurück im Getümmel der Tagesausflügler. Ein krasser Wechsel zur nächtlichen Stille der Bergwelt.

Für uns eines der schönsten Erlebnisse zum Bundesfeiertag der Schweiz.

TOURDATEN
Aufstieg: 745m
Abstieg: 745m
Strecke: 8.0km
Reine Wanderzeit: 3.0h
Start- und Endpunkt: Göscheneralp
Tiefster Punkt: 1'782 M.ü.M. (Parkplatz Göscheneralp)
Höchster Punkt: 2'510 M.ü.M. (Älprigensee)
Schwierigkeit: T4
Swisstopo Karte: 1:25‘000, Blatt 1231, Urseren
Beste Wanderzeit: Juni-September
Unser Tourdatum: 31.07.-01.08.2022
Besonderes: Im Kanton Uri ist das Biwakieren in den Bergen ausdrücklich erlaubt. Für die Gemeinde Göschenen gelten jedoch spezielle Regelungen. Es lohnt sich, im Vorfeld mit den Behörden in Kontakt zu treten und in der Natur keine Spuren zu hinterlassen!



















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