Dürfen wir Euch zu Weihnachten ausnahmsweise 5 Leseminuten von Eurer kostbaren Zeit stehlen, weil es uns sehr viel bedeutet?
Jetzt sind sie wieder da, die Tage an welchen wir einander frohe Weihnachten wünschen und uns so nach Frieden auf Erden sehnen. Nach den Ereignissen der letzten Tage (Syrien, Berlin, Ankara, Zürich) und des letzten Jahres sind wir jedoch weiter vom Weltfrieden entfernt als je. Doch warum nur all der Hass? Warum können die Menschen einfach nicht in Toleranz und Achtsamkeit miteinander auskommen?
Die Lösung des Problems beginnt im ganz Kleinen, bei jedem Einzelnen von uns, in den Familien und in unserem nahen Umkreis. Solange da schwelende Konflikte vorhanden sind, besteht auch absolut keine Hoffnung auf einen künftigen Weltfrieden, darüber sind wir uns ganz sicher!
Wollen wir zusammen ein kleines Weihnachtsexperiment wagen?
Sind wir mal ehrlich: wer von uns ist mit sich und seiner Umgebung dermassen im Reinen dass er behaupten kann, von keinem Konflikt betroffen zu sein und keinen Groll zu schüren? Wir müssen gar nicht weit suchen und schon gar nicht in der Tagespresse. Wie war das letzthin mit dem Bürokollegen, welcher mich so gereizt hat und welchen ich deshalb nicht ausstehen kann? Wie war das mit den Verwandten, welche sich bei Erbangelegenheiten wie die Aasgeier verhalten haben und mit welchen ich deshalb aus Verbitterung den Kontakt abgebrochen habe. Wie war es mit der Schwester, welche mich so ärgert, weil sie einen total anderen Charakter und differenzierte Ansichten hat. Oder wie war das bei Trauergespräch mit dem Pfarrer, bei welchem ich die Erwähnung des gehassten Verwandten an der Abdankung des Vaters untersagt habe. Wie ist es mit dem Nachbarn, welcher immer so laut Musik hört, dass ich jeden Beat bei geschlossenem Fenster mitbekomme. Oder der Hauswart, welcher mir den Schneewall immer „extra“ vor den Briefkasten schaufelt. Hätte ich ihn für seine kleinen Schikanen nicht zwischendurch schon erwürgen können? Wie steht es mit dem frisch Zugezogenen, welcher sich nicht einmal vorgestellt hat und sich jetzt wie der Quartierkönig benimmt? Und wie ist es mit dem Landwirt, welcher „extra“ immer am Samstag Gülle austrägt, damit dann das ganze Wochenende buchstäblich zum Himmel stinkt? Was habe ich diesem rücksichtslosen Zeitgenossen schon alles an Ungemach gewünscht! Was war damals, als mich mein politischer Gegner persönlich angegriffen hatte, obwohl es doch nur um ein sachliches Geschäft mit Meinungsverschiedenheiten ging? Wie habe ich den danach bei den Kollegen verflucht! Und als letztes Beispiel: wie sehr nervt die Schwiegermutter, welche den Sohn immer mit zu vielen Süssigkeiten verwöhnt und immer nur über alle und alles lästert? Hätte ich sie nicht auch schon auf den Mond schiessen können?
Wir könnten hier noch hunderte von solchen kleinen Reibereien und von Hass im Alltag aufzählen, welche uns alle – und wir meinen wirklich alle – beschäftigen.
Eines ist sicher: jede Handlung unserer Mitmenschen und von uns selbst hat ihre Ursache, ihren Grund. Nichts, aber auch gar nichts, geschieht ohne Grund. Und jede Handlung ruft auch wiederum eine andere Handlung hervor.
Nehmen wir uns einmal Zeit, solche Beispiele, wie oben beschrieben, in unserem eigenen Leben zu ergründen und uns selbst im Hass zu ertappen. Phu, da kommt doch überraschend vieles zusammen, oder?
Wäre es nun nicht ein Ziel, für Weihnachten 2016, bei sich selbst mindestens einen solchen Hass abzubauen, das Gespräch zu suchen und dabei vielleicht herauszufinden, dass beim Gegenüber gar kein böser Wille vorhanden ist? Ein klärendes, ehrliches, wohlwollendes Gespräch kann so viele Missverständnisse abbauen, welche wir zuvor Jahre lang buchstäblich vor uns hingeschoben und ausgebrütet hatten. Nur ein Beispiel und dessen mögliche Lösung: ist sich der Nachbar überhaupt bewusst, wie ringhörig sein Haus ist? Hat ihm überhaupt schon mal jemand gesagt, dass seine Musik sehr weit zu hören ist? Könnte ich ihm nicht mit Humor kommunizieren, dass seine Beats die Zahl 6,5 auf der Richterskala nur noch knapp verfehlen? Könnte ich mit ihm nicht ohne Gehässigkeit ins Gespräch kommen und das Problem mit der Musik auf diesem Wege, im gegenseitigen Gespräch lösen? Ist es nicht kontraproduktiv und sinnlos, mit den Kollegen über dieses rücksichtslose Verhalten zu lästern, statt mit dem Betroffenen selbst direkt zu sprechen?
Falls es jeder von uns schafft, einen solchen kleineren oder grösseren Konflikt in der eigenen Umgebung durch Eigeninitiative zu lösen, dann sind wir dem Weltfrieden wenigstens ein kleines Schrittchen näher und Ihr werdet feststellen: es ist ein unheimlich gutes Gefühl. Anstatt das Weltgeschehen zu verurteilen, müssten wir eigentlich jetzt wirklich damit beginnen, unser eigenes Umfeld aufzuräumen und glaubt uns, da gibt es bei JEDEM von uns noch viel zu tun! Es ist wie bei allem: der Weltfrieden braucht zuerst ein stabiles, hassloses Fundament von uns, erst dann können wir die einzelnen Steine der grossen gesellschaftlichen Probleme aufeinander zu schichten beginnen. Das ist die zentrale Botschaft an die Menschheit, von Jesus Christus, des Propheten Mohamed, von Buddha und beispielsweise auch von uralten Griechischen oder Chinesischen Gelehrten.
Gerade wir in der Schweiz, in all unserem Wohlstand und in Freiheit, haben beste Voraussetzungen dafür, den ersten Schritt in Demut zu machen!
Lasst uns diesen ersten Schritt tun! Nehmt Euch dabei nicht zu viel vor, sondern für den Anfang nur einen einzigen, zu lösenden Hass oder Konflikt. Das reicht für’s Erste!
In diesem Sinne, frohe Weihnachten und auf wirklichen Frieden in und um uns!
NATUR-WELTEN
Sandra und Stef
Bild: Krippe in der Kirche Faulensee.
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