Freitag, 29. August 2014

Frankreich: Direkt hoch zum Himmel

Auf der Suche nach der Sonne des Südens, entschieden wir uns in Grenoble für die Route Napoléon, welche uns direkt in das idyllische Berggebiet um die Ortschaft Corps führte. Hier, am gestauten Lac du Sautet fanden wir einen genialen Campingplatz, direkt am Ufer des Sees. So liessen wir uns vorerst einmal nieder und erkundeten die Umgebung. Dabei fiel uns gleich der markante Felszahn des Grande Tête de l' Obiou auf. Was für ein faszinierender Berg mit, vermuteter, grandioser Aussicht. Bald erfuhren wir, dass da auch ein "Wanderweg" hochführen würde. So entschieden wir uns mit dem VW-Bus, auf dem Col de la Samblue (1'474m) zu übernachten.

Bereits am Abend unternahmen wir eine kleine Erkundungstour auf den Tête de la Garde (1'769m) und den Jenabran (1'597m). Was wir da in Sachen Bergblumen vorfanden, übertraf alles bisher Gesehene. Ein wahres Meer von Farben breitete sich da in dieser weiten, unberührten Landschaft aus. Bedrohliche Wolken verzierten den Himmel. Und, was für eine Freude, wir fanden sogar wild blühende Feuerlilien!

Am nächsten Morgen hiess es früh aufstehen, denn es galt über 1'300 Höhenmeter zu überwinden. Zuerst genossen wir das kurze Morgenrot, bevor wir den Berg in Angriff nahmen. Es wehte ein unablässiger, enorm starker Wind. In der Combe du Petit Obiou verliessen wir die bunten Blumenwiesen und kraxelten durch steinigeres Gelände. Bald konnten wir uns nicht mehr vorstellen, wo denn da in diesen Felsen ein Weg durchführen sollte. Als wir die zwei Wanderer vor uns die Felswand senkrecht durchstiegen sahen, rutschte uns, ehrlich gesagt, schon ein Wenig das Herz in die Hosen. Doch mutig nahmen wir die Sache in Angriff und bald einmal führte uns die Route geradewegs in Richtung Himmel. In der Schweiz wäre so etwas blau-weiss markiert und durch Seile gesichert. 

Recht ausgelaugt kamen wir später auf der Roche Pertusa (2'464m)an. Doch da schlug das Wetter definitiv um und es fielen schwere Regentropfen. Zudem immer dieser an den Rucksäcken zerrende Wind. Da gaben wir schweren Herzens unseren Gipfelsturm auf und beschlossen, vernünftigerweise wieder abzusteigen. Unten, in den Wiesen angekommen, begann natürlich die Sonne wieder zu scheinen. Tja, das Bergwetter des Sommers 2014 hatte es auch in Frankreich in sich.

Grande Tête de l' Obiou: wir kommen wieder, ganz bestimmt!

TOURDATEN
Aufstieg: 990m
Abstieg: 990m
Strecke: 11km
Reine Wanderzeit: 5,5h
Tiefster Punkt: 1'474m M.ü.M. (Col de la Samblue)
Höchster Punkt: 2'464 M.ü.M. (Roche Pertusa)
Schwierigkeit: T4
IGN Carte Randonée: 1:25:000, Blatt 3337 OT, Dévoluy
Beste Wanderzeit: Juli-September
Unser Tourdatum: 27.06.2014
Besonderes: Die Route erfordert absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Dank den Felsbändern des Obiou, ist die Tour jedoch tatsächlich ohne richtige Kletterei zu machen!















Donnerstag, 21. August 2014

Im Angesicht des höchsten Berges von Europa

Trotz dem superschäbigen Sommer, welcher uns fast zum Verzweifeln bringt, schaffen wir es zwischendurch doch, eine Bergtour zu unternehmen. Ende Juni / Anfang Juli wollten wir eigentlich zwei Wochen Ferien in der Schweiz und in der heimischen Bergwelt machen, doch als wir den Wetterbericht begutachteten, flohen wir regelrecht mit dem VW-Joker nach Frankreich, in den Süden.

Dabei gönnten wir uns zuerst eine bereits lange geplante Tour im Gebiet von Emosson (Wallis). Am Nachmittag kamen wir auf dem Parkplatz bei der grossen Staumauer (1'965m) an und schnallten sofort unsere sieben Sachen mit den Stativen. Dann ging's los in Richtung Cheval Blanc (2'831m). Doch schon vor den Sex Blancs nahmen die Schneefelder in bedrohlicher Weise zu und den heftigen Aufstieg zum Cheval Blanc mussten wir uns beinahe vollständig im Schnee erkämpfen. Die Südseite des nur aus Schutt bestehenden Berges war jedoch schneefrei und wir fanden wunderschöne, gelbe Blumen, welche uns für die Mühen entschädigten. Oben angekommen, brodelte einmal mehr die Wolkenküche und an eine Aussicht auf den Mt. Blanc war nicht zu denken. Ein eiskalter Wind zog uns auch beim nächtlichen Abstieg um die Ohren. Den VW-Bus erreichten wir erst gegen 23:00 Uhr.
Um 05:00 Uhr klingelte bereits wieder der Wecker und wir stiegen  auf den Six Jeur (2'062m), um das Morgenrot zu bewundern. Und wieder einmal verzauberte uns das dortige, kleine Hochmoor mit Alpenrosen und grandiosen Spiegelungen im Wasser.

Als wir einige Tage später wieder aus der Provence zurück kehrten, leuchtete uns der blütenweisse Mt. Blanc schon aus der Ferne entgegen. Da konnten wir natürlich nicht einfach nach Hause fahren, sondern stellten unseren Bus auf dem Pass von Argentière ab. Bereits am späteren Nachmittag stiegen wir so gegen die Lacs de Chéserys (2'133m) auf, um es dort noch einmal mit dem Abendrot zu versuchen. Der Aufstieg war wunderschön mit Blick auf all die spitzen Zinnen. Begleitet wurden wir von Steingeissen und blühenden Alpenrosen. Oben angekommen, begrüssten uns schon die Steinböcke. Die Stimmung war genial. Doch ca. 20 Minuten vor Sonnenuntergang knipste jemand am Mt. Blanc buchstäblich das Licht aus, sodass wir kein intensives Abendrot zu sehen bekamen. Etwas geknickt stiegen wir also in der Nacht wieder auf den Pass ab um dann am nächsten Morgen Richtung Heimat zu fahren. Irgendwie mag uns der höchste Berg Europas kein Abendrot gönnen...  ;-)

TOURDATEN (Emosson-Le Cheval Blanc)
Aufstieg: 1'016m
Abstieg: 1'016m
Strecke: 12km
Reine Wanderzeit: 5,0h
Tiefster Punkt: 1'965m M.ü.M. (Parkplatz La Gueulaz)
Höchster Punkt: 2'831 M.ü.M. (Le Cheval Blanc)
Schwierigkeit: T3
Swisstopo Karte: 1:25:000, Blatt 1324, Barberine
Beste Wanderzeit: Juli-September
Unser Tourdatum: 25.06.2014
Besonderes: Momentan wird die Landschaft in Emosson von der Grossbaustelle Nant de Drance dominiert. Am Vieux Emosson wird sogar eine neue Staumauer gebaut. Die Landschaft ist jedoch trotzdem grandios. Sehenswert sind ebenfalls die versteinerten Dinosaurierspuren unterhalb von Sex Blancs.