Freitag, 14. Oktober 2022

Abgehängtes Eis am Wildstrubelgletscher

Es ist jeweils ein besonderes Erlebnis für unsere kleine Familie, wenn wir ein gemeinsames Wochenende im Leukerbad (VS) verbringen können. Carmen freut sich immer schon Tage zuvor auf das "Löjki", einerseits wegen der gemütlichen Wohnung, aber auch wegen dem grossen, warmen Bad. Nebst allem Wellness, wollen wir diesmal auch noch ein Bisschen wandern.

Am Morgen geht's zeitig auf die Gemmi-Gondelbahn und von da mit Carmen im Tragrucksack in Richtung Lämmerenboden. Viele dunkle Quellwolken verdecken dem Himmel und sorgen für eine beeindruckende Stimmung. Ein kalter Wind weht uns ebenfalls um die Ohren, doch wir kommen sehr gut vorwärts. Weit hinten auf der Schwemmebene gibt's eine kleine Rast am Ufer des Bergbachs, danach folgt der kurze, aber steile Aufstieg zur Lämmerenhütte des SAC (2'502m). Es ist interessant, was Carmen aus dem Rucksack alles beobachten kann und kommentiert. Etwas ausser Atem kommen wir bei der schön positionierten Hütte an. Carmen und Sandra wärmen sich im Stüblein auf, während mich, Stef, einmal mehr der Gletscher ruft.

Wir machen ab, dass ich in 1,5 Stunden wieder zurück sein werde. So mache ich mich im Eilschritt auf den Weg, ohne zu ahnen, wie weit sich der Wildstrubelgletscher schon zurückgezogen hat. Zuerst fotografiere ich noch das spiegelblanke Seelein, direkt hinter der Hütte, dann geht's über Stock und Stein, auf einer immer felsiger werdenden Wegspur. Nach rund 30 Minuten und 2km Strecke, erreiche ich nach Querung des rauschenden Bachs ausser Atem das Gletschervorfeld und verfalle in trauriges Staunen. Das noch verbliebene Eis wurde auch hier abgehängt und beginnt rasant in sich zusammen zu fallen. Hoch oben ist der Muttergletscher nur noch knapp zu erkennen. Vor dem Toteis liegt ein grauer See mit kleinen Eisbergen. Das Eis selbst weist diverse tiefe, imposante Trichter auf, an deren Boden der schuttige Untergrund zu sehen ist. Wieder schiesst es mir durch den Kopf, wie lange das wohl noch Bestand haben wird. Maximal 2-3 Jahre, denn wird das Eis verschwunden sein? Ich beginne die Situation fotografisch festzuhalten. Türkisblau schimmern mir die abbrechenden Eiswände entgegen, während ich mich einmal mehr in meinem Gletscherfieber befinde. Wenig später dokumentiere ich noch ein kleines Gletschertor, bevor ich mich eilends wieder auf den Rückweg zur Hütte mache. Viele Gedanken schiessen mir auf dem Rückweg durch den Kopf. Nur schade, dass sich die Sonne nicht mehr gezeigt hat.

Zusammen steigen wir dann wieder in Richtung Lämmerenboden und Gemmi ab. Auf der Schwemmebene wandert die kleine Carmen selbst und suchen wir bunte Steine. Sie sammelt so viele, dass ihre Jackentaschen immer schwerer werden. Wir haben jedoch einen Riesenspass. Von der Terrasse des Gemmi-Restaurants blicken wir noch einmal hinunter auf Leukerbad, bevor's mit der Gondelbahn wieder ab in die Tiefe geht. Was für ein lohnenswerter, spannender Familienausflug!

 
TOURDATEN
Aufstieg: 400m
Abstieg: 400m
Strecke: 11km
Reine Wanderzeit: 4,5h
Tiefster Punkt: 2'273 M.ü.M. (Jägerboden)
Höchster Punkt: 2'600 M.ü.M. (Vorfeld Wildstrubelgletscher)
Schwierigkeit: T2
Swisstopo Karte: 1:25:000, Blatt 1267, Gemmi
Beste Wanderzeit: Juni bis Oktober
Unser Tourdatum: 04.09.2022
Besonderes: Um die Lämmerenhütte des SAC sind zahlreiche Steinmannli und Steinbögen zu bewundern, was auch Kinder sehr begeistert. Das Gebiet eignet sich auch super zum "Wässerlen".











 

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