Montag, 18. September 2017

Steil hinauf zum namenlosen Gletscherseelein

Ein Hochgefühl ist es für uns immer wieder, wenn wir im Juli-August ins Hochgebirge steigen können, in diese karge, von Gletschern geprägte Bergwelt. Diesmal haben wir uns das hinterste Val d' Hérens ausgesucht. 

Bereits in der Dämmerung erreichten wir das vielversprechende Gletschervorfeld von Ferpècle, welches wir erkunden wollten. Die Berge darum sind zwar zu hoch für ein Alpenglühen, aber die Stimmung war trotzdem wunderschön, mit den feinen, rosaroten Schleierwolken. Dafür waren wir dann schon recht früh für den Aufstieg über rund 1'000 Höhenmeter zu einem Gletscherseelein, auf der Route zur Cabane de la Dent Blanche (SAC) bereit. Noch im Schatten liessen wir die Vegetation immer mehr hinter uns. Der Ausblick auf die umliegenden Felszähne und den Galcier de Ferpècle wurde immer beeindruckender. Auf der verlassenen Alp Bricola (2'415m) verschnauften wir kurz, bevor's wieder steil nach oben ging.

Auf unserer alten, topografischen Karte von 2001 lag unser Ziel wohl noch unter einer dicken Eisdecke. Doch nun geben die Gletscher immer mehr Land frei und schaffen damit Platz für prächtige, türkisblaue Gletscherseelein. Nach einem anstrengenden Aufstieg durch's Geröll fanden wir dann auch tatsächlich unser noch namenloses Seelein, welches wir nur dank Google Earth auskundschaften konnten. Das Türkisblau des Wassers war noch viel intensiver als wir es uns hätten träumen lassen. Etwas weiter im Geröllfeld fand Sandra sogar noch blutrote, winzige Seelein.

So ziemlich geschafft, aber stolz auf die Leistung (Die Geburt von unserem Sternenmädchen, Lara, war erst 10 Wochen her) genossen wir nun ganz viel Ruhe, die Einsamkeit und die Aussicht auf die prächtige Berglandschaft. Danach traten wir gemütlich wieder den Rückweg an, zum Zeitpunkt als die meisten anderen Bergsteiger sich auf dem Aufstieg befanden. Erikablümchen säumten die steilen Hänge und unten im Gletschervorfeld erblühte ein rosarotes Sommerblumenmeer. Auch die trübe, jedoch intensiv türkisblaue Gletschermilch verzauberte uns. Was für ein schöner Abschluss dieses Hochgebirgstages.

TOURDATEN
Aufstieg: 972m
Abstieg: 972m
Strecke: 11.0km
Reine Wanderzeit: 4.0 h
Start- und Endpunkt: Parkplatz Ferpècle
Tiefster Punkt: 1'882 M.ü.M. (Parkplatz Ferpècle)
Höchster Punkt: 2'800 M.ü.M. (Gletscherseelein)
Schwierigkeit: T3
Swisstopo Karte: 1:25‘000, Blatt 1327, Evolène

Beste Wanderzeit: Juli-Oktober
Unser Tourdatum: 07.08.17
Besonderes: Geübte Bergsteiger mit Hochgebirgsausrüstung steigen noch einmal rund 700m zur Cabane de la Dent Blanche (3'507m) auf. Eine lohnenswerte "Verlängerung" für eine Zweitagestour!

















Samstag, 2. September 2017

Halsbrecherische Tour in der Senkrechten zum Juchlistock

Nicht immer sind unsere Bergtouren gemütlich und entspannend. Es gibt auch Momente, in welchen es uns nicht mehr so wohl ist.

Im Magazin des Schweizerischen Alpenclubs (SAC), "Die Alpen", fanden wir eine ansprechende Tour auf den Juchlistock, hoch über dem Bächlital und dem Grimselsee. Da wir die Grimsel mit ihrem Granit lieben und immer wieder gerne in diesem Gebiet wandern, war diese Tour beinahe ein Muss für uns. Wir planten jedoch Auf- und Abstieg von derselben Seite. Beim ganzen Unterfangen unterschätzten wir jedoch den Schwierigkeitsgrat T6. Das ist dann definitiv nichts mehr für "normale" Berggänger!

T6 will im Klartext heissen: "Meist weglos. Kletterstellen bis II. Häufig sehr exponiert. Heikles Schrofengelände. Apere Gletscher mit erhöhter Ausrutschgefahr.
Meist nicht markiert." Der Weg vom Grimselsee zu den Granitzähnen rund um den Juchlistock ist definitiv weglos, unmarkiert und praktisch nie begangen. Schon beim Aufstieg bekundeten wir Mühe mit dem steilen, glitschigen, von kleinen Mooren durchsetzten Gelände und dem langen Gras. Auf allen Vieren stiegen wir nach und nach mit unseren schweren Fotorucksäcken dem Himmel entgegen. Ein falscher Schritt und wir wären hunderte von Metern hinuntergepurzelt, in Richtung See. Also volle Konzentration und den Blick immer gegen oben.

Etwas unterhalb den Felsenzinnen bogen wir etwas mehr gegen links ab, profitierten im beinahe senkrechten Gelände von schmalen Wegspuren der Gemsen und gelangten überraschend auf ein kleines Hochplateau mit einem namenlosen, in keiner Karte eingezeichneten, Seelein. Ein traumhaftes Flecken Erde und von überall her beobachteten uns die Gemsen mit ihren Jungtieren.


Stef stieg dann noch senkrecht auf, bis auf den schmalen Brüngrat, welcher einen grandiosen Ausblick auf das Grimselgebiet, das Bächlital und den Gelmersee bot. Die von gelben Flechten überzogenen Granitzähne waren ein absolut eindrückliches Erlebnis und gaben einen schönen Vordergrund ab. Beim Abstieg konnte er sogar noch aus nächster Nähe einen Steinadler bewundern

Der folgende Abstieg in Richtung Grimselsee konnten wir dann unter "unglaubliches Gekraxel auf allen Vieren" abhacken. Auf jeden Fall waren wir froh, als wir endlich den offiziellen Wanderweg wieder unter den Füssen hatten. Und noch etwas war schade an dieser Tour: ohne Unterbruch begleitete uns das Röhren der Motorräder über die Passstrasse. Zusammengefasst also eine doch recht ausgesetzte, nicht ungefährliche Tour mit viel Lärm aber einigen landschaftlichen Höhepunkten.

TOURDATEN
Aufstieg: 740m
Abstieg: 740m
Strecke: 5.5km
Reine Wanderzeit: 4.0 h
Start- und Endpunkt: Gimsel Hospitz (Nollen)
Tiefster Punkt: 1'910 M.ü.M. (Mauer Grimselstausee)
Höchster Punkt: 2'590 M.ü.M.  (Brüngrat)
Schwierigkeit: T6
Swisstopo Karte: 1:25‘000, Blatt 1230, Guttannen

Beste Wanderzeit: Juli-Oktober
Unser Tourdatum: 29.07.17
Besonderes: Diese Tour ist absolut nichts für Schwindlige, erfordert absolute Trittsicherheit, gute Kondition und ein gutes Orientierungsvermögen!