Samstag, 2. September 2017

Halsbrecherische Tour in der Senkrechten zum Juchlistock

Nicht immer sind unsere Bergtouren gemütlich und entspannend. Es gibt auch Momente, in welchen es uns nicht mehr so wohl ist.

Im Magazin des Schweizerischen Alpenclubs (SAC), "Die Alpen", fanden wir eine ansprechende Tour auf den Juchlistock, hoch über dem Bächlital und dem Grimselsee. Da wir die Grimsel mit ihrem Granit lieben und immer wieder gerne in diesem Gebiet wandern, war diese Tour beinahe ein Muss für uns. Wir planten jedoch Auf- und Abstieg von derselben Seite. Beim ganzen Unterfangen unterschätzten wir jedoch den Schwierigkeitsgrat T6. Das ist dann definitiv nichts mehr für "normale" Berggänger!

T6 will im Klartext heissen: "Meist weglos. Kletterstellen bis II. Häufig sehr exponiert. Heikles Schrofengelände. Apere Gletscher mit erhöhter Ausrutschgefahr.
Meist nicht markiert." Der Weg vom Grimselsee zu den Granitzähnen rund um den Juchlistock ist definitiv weglos, unmarkiert und praktisch nie begangen. Schon beim Aufstieg bekundeten wir Mühe mit dem steilen, glitschigen, von kleinen Mooren durchsetzten Gelände und dem langen Gras. Auf allen Vieren stiegen wir nach und nach mit unseren schweren Fotorucksäcken dem Himmel entgegen. Ein falscher Schritt und wir wären hunderte von Metern hinuntergepurzelt, in Richtung See. Also volle Konzentration und den Blick immer gegen oben.

Etwas unterhalb den Felsenzinnen bogen wir etwas mehr gegen links ab, profitierten im beinahe senkrechten Gelände von schmalen Wegspuren der Gemsen und gelangten überraschend auf ein kleines Hochplateau mit einem namenlosen, in keiner Karte eingezeichneten, Seelein. Ein traumhaftes Flecken Erde und von überall her beobachteten uns die Gemsen mit ihren Jungtieren.


Stef stieg dann noch senkrecht auf, bis auf den schmalen Brüngrat, welcher einen grandiosen Ausblick auf das Grimselgebiet, das Bächlital und den Gelmersee bot. Die von gelben Flechten überzogenen Granitzähne waren ein absolut eindrückliches Erlebnis und gaben einen schönen Vordergrund ab. Beim Abstieg konnte er sogar noch aus nächster Nähe einen Steinadler bewundern

Der folgende Abstieg in Richtung Grimselsee konnten wir dann unter "unglaubliches Gekraxel auf allen Vieren" abhacken. Auf jeden Fall waren wir froh, als wir endlich den offiziellen Wanderweg wieder unter den Füssen hatten. Und noch etwas war schade an dieser Tour: ohne Unterbruch begleitete uns das Röhren der Motorräder über die Passstrasse. Zusammengefasst also eine doch recht ausgesetzte, nicht ungefährliche Tour mit viel Lärm aber einigen landschaftlichen Höhepunkten.

TOURDATEN
Aufstieg: 740m
Abstieg: 740m
Strecke: 5.5km
Reine Wanderzeit: 4.0 h
Start- und Endpunkt: Gimsel Hospitz (Nollen)
Tiefster Punkt: 1'910 M.ü.M. (Mauer Grimselstausee)
Höchster Punkt: 2'590 M.ü.M.  (Brüngrat)
Schwierigkeit: T6
Swisstopo Karte: 1:25‘000, Blatt 1230, Guttannen

Beste Wanderzeit: Juli-Oktober
Unser Tourdatum: 29.07.17
Besonderes: Diese Tour ist absolut nichts für Schwindlige, erfordert absolute Trittsicherheit, gute Kondition und ein gutes Orientierungsvermögen!

 














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