Montag, 12. November 2018

Nebel, Kälte und Lichtspiele am Hohgant

Seit einigen Jahren hatten wir geplant, eine herbstliche Abendstimmung auf dem Hohgant (2'134m) zu erleben. Ende September schien uns dieses Unterfangen günstig, da der Wetterbericht nach dem Durchzug einer Kaltfront eine rasche Wetterbesserung versprochen hatte und wir dachten, dass die einem skandinavischen Fjell gleichende Hochebene sich im herbstlichen Heidelbeerstaudenkleid zeigen würde. Doch wie immer bei der Naturfotografie: es kam alles anders als wir dachten.

Schon während dem Aufstieg von der Lombachalp über die Westseite des Massivs fiel uns der eiskalte Wind aus Osten auf. Eine Windrichtung, welche wir normalerweise hier nicht kennen. Die Herbstfarben im Moor unterwegs, leuchteten bereits golden, sodass wir guten Mutes für unser Unterfangen waren. Kein Mensch begegnete uns auf unserem Weg durch das Karstgebiet beim Innerbärgli nach oben, vorbei am Aff (2'035m). Plötzlich wurden wir von dichten Nebelschwaden eingehüllt. Ups, kein gutes Zeichen. Immer wieder öffnete sich jedoch das Himmelsfenster und die Sonne zeigte sich noch grossmehrheitlich. Irgendwie fühlten wir die Einflüsse des Wetters aber auch in unseren Körpern und waren demensprechend langsam unterwegs.

Oben auf dem Hochplateau angekommen, wehte uns aus Osten ein eiskalter, erbarmungsloser Sturmwind entgegen. Die Nebelschwaden wurden immer dichter und die Sonne zeigte sich nur noch kurz. Auch fehlten uns die Felder der roten Heidelbeeren. Zu trocken war der Sommer hier oben, sodass die Blätter der Stauden bereits verdorrt oder abgefallen waren. Zuerst machte sich Ernüchterung bei uns breit, doch als das Nebelfenster zwischendurch wieder aufriss und den Blick auf die frisch verschneiten Schneeberge freigab, vergassen wir die Kälte für einen kurzen Moment.

Die Sonne stand schon tief über dem Horizont und die Wolkenküche wurde immer dichter. Oweh! Nun wurden wir schon ein Bisschen nervös und versuchten in den nur wenige Sekunden anhaltenden Momenten mit Aussicht schnell einige Fotos auf den Chip zu bannen. An ein Aufstellen des Stativs und an eine Planung der Motive war nicht zu denken, zudem wurde uns in diesem stürmischen Wind immer kälter. Bald konnten wir die Kameras nur noch zitternd in den Händen halten und trotzdem erwischten wir einige wunderschöne Licht- und Nebelstimmungen. Das wurde uns jedoch erst Zuhause am PC bewusst.

Ziemlich frustriert stiegen wir dann beim Einsetzen der Dunkelheit über den ausgesetzten Südgrat des Hohgants ab, während der Wind uns erbarmungslos um die Ohren pfiff und die obersten Tännchen sogar einen Panzer aus Raureif trugen. Wir vermuteten so um die -4 Grad Celsius zuzüglich Windchill. So kamen wir in finsterer Nacht beim Auto auf der Lombachalp an und waren wieder um ein eindrückliches Naturerlebnis reicher: es kommt einfach wirklich nie wie man es plant und es ist manchmal schon sehr hart!

TOURDATEN
Aufstieg: 620m
Abstieg: 620m
Strecke: 9,0km
Reine Wanderzeit: 3,5h
Tiefster Punkt: 2'134 M.ü.M. (Hohgant)
Höchster Punkt: 1'642m M.ü.M. (Lombachalp)
Schwierigkeit: T2
Swisstopo Karten: 1:25:000, Blätter 1188, Eggiwil und 1208, Beatenberg
Beste Wanderzeit: Juli-Oktober
Unser Tourdatum: 24.09.2018
Besonderes: Der Weg über das Innerbärgli ist teilweise nicht mehr so gut markiert und der Südgrat des Hohgants recht felsig. Gutes Schuhwerk ist für diese Tour absolute Voraussetzung.