Sonntag, 10. Dezember 2017

USA Südwest 3: Ein schwer erreichbares Naturjuwel

Nach den Erlebnissen im Bryce Canyon und Zion National Park, folgte unser grösstes Abenteuer der dreiwöchigen USA-Rundreise. Bereits von der Schweiz aus hatten wir uns die Permits für die Coyote Buttes South, gleich für zwei aneinander folgende Tage gesichert.

Am Tag zuvor unternahmen wir auf der House Valley Road eine Testfahrt mit unserem Mietwagen, nachdem wir bei der Paria Contact Station vorstellig wurden und freundlich über alle Eventualitäten informiert wurden. Doch dann kam leider das Unvorhergesehene: nach knapp einer Stunde Fahrt auf der rauen Kiesstrasse, folgte die Sandpiste und schon nach wenigen Metern war unser KIA bis auf den Unterboden im Sand eingelocht! Was zum T....! Erst hier bemerkten wir leider, dass man uns keinen 4WD vermietet hatte, sondern nur einen 2WD! Adrenalin pur. Zwei Stunden lang gruben wir mit blossen Händen und versuchten, den schweren Wagen aus dieser misslichen Lage zu befreien. Erfolglos! Doch manchmal hat man im Leben viel Glück und zwei andere Fahrzeuge kamen an. Zu viert schafften wir es dann, den KIA Sorrento wieder aus dem Sand zu befreien. Ziemlich frustriert fuhren wir danach nach Page zurück und versuchten dabei wenigstens noch einen Führer oder einen richtigen Geländewagen zu bekommen. Alles Fehlanzeige: es war Sonntag und wir waren zu kurzfristig dran...! :-(

Erst am nächsten Morgen konnten wir, mit viel Glück, noch für einen Tag einen richtigen Jeep mieten. Wenigstens das! Das Permit des zweiten Tages mussten wir halt wohl oder übel verfallen lassen.

So konnte nun das Abenteuer beginnen und wir können Euch sagen: es ist wirklich eine grausam schlechte Sandpiste zu den Coyote Buttes South. Selbst unser 4WD Geländejeep schwamm nur so im Sand und unterwegs halfen wir noch eine Gruppe Japaner mit einem AWD-Fahrzeug ausgraben, welches die Strecke ebenfalls nicht schaffte. Wir vermuten, dass von den 20 pro Tag ausgestellten Permits nur gerade 5 Inhaber das Ziel erreichen.

Endlich beim Parkfeld angekommen, packten wir unsere sieben Sachen und marschierten los, zu den Cottonwood Teepees. Es war bereits Mittag geworden. Als wir da plötzlich in dieser bunten, filigranen Landschaft standen, mussten wir uns zuerst einmal hinsetzen und staunen. So etwas Schönes haben wir im Leben noch nie gesehen. All die Mühen hatten sich mehr als gelohnt!


Ohne Zeitdruck erkundeten wir nun das bunte Gebiet, fanden dabei den "Half-and-Half-Rock", ein Steinbrocken, durch welchen eine knallgelbe und rosarote Ader zieht, die orange Zone mit ihren prachtvollen Linien und Formen oder die ganz feinen, zerbrechlichen Sandsteinplättchen, welchen man nicht ankommen darf. Leider orientierten wir uns bei dieser Erkundung etwas stark gegen rechts, sodass wir den berühmten "Wired Rock", welcher etwas weiter unten gegen die Cove liegt, verpassten. Trotzdem fanden wir in den bienenstockähnlichen Felstürmchen unglaubliche Farben und Formen. Am Nachmittag wurde das Licht jedoch hart und härter. So entschlossen wir uns dazu, langsam wieder zum Auto zurück zu marschieren um dort einen kleinen Imbiss zu uns zu nehmen und die Stative für den Abend zu holen. Unser Plan war es, die Abendstimmung im Gebiet zu dokumentieren, dann auf die Nacht und die Milchstrasse zu warten um danach im Finstern zurück zum Auto zu gelangen und bei Nacht den langen Weg in Richtung Page anzutreten. Wir rechneten aus, dass es keinen Sinn machen würde, hier draussen zu übernachten, wenn wir den Jeep am nächsten Morgen bereits um 10 Uhr abgeben mussten. Auf jeden Fall noch einmal ein adrenalingeladenes Unterfangen, ohne jegliche Wegmarkierungen, Anhaltspunkte, Mondlicht und dann im Finstern unterwegs auf der ruppigen Sandpiste mit den vielen Abzweigungen.

Als wir nach unserer Schlaufe zum Parkplatz eine Stunde später wieder zurück ins Schutzgebiet kamen, zauberte die Sonne bereits wunderschöne, warme Farben auf die Landschaft. Wow, welch' tolle Wüstenstimmung. Doch eines beunruhigte uns zusätzlich noch: wir hatten das optimale Gebiet für den Sonnenuntergang noch nicht gefunden. Mit ganz schwachem Empfang versuchte Stef, auf dem Handy irgendwelche Anhaltspunkte zu eruieren. So klapperten wir diverse Standorte ab. Die Zeit bis zum Sonnenuntergang wurde schon langsam knapp.


Erst im allerletzten Augenblick fanden wir, nach langer Suche, doch noch den wohl schönsten Platz in den Cottonwood Teepees und waren begeistert. Von hier aus blickt man aus wenig erhöhter Lage hinunter auf all die "Bienenstöcke", durch welche sich deutlich zeichnende Linien und Farbmuster schlängeln. An dieser Stelle fanden wir einen nicht allzu grossen Steinbrocken, welcher auch diese einzigartige Zeichnung aufwies. Wahrhaftig ein Wunder der Natur. Zudem begann das jetzt schwindende Sonnenlicht am Himmel noch prächtige Schatten zu werfen. Wie nach einem sorgfältig geplanten Drehbuch, erlebten wir nun die Abendstimmung in den Coyote Buttes South. Zeitweise wussten wir gar nicht mehr, auf welche Seite wir fotografieren sollten. Überall gab es prächtige Details für den Vordergrund und zu unserer grossen Freude hatten sich im Nordwesten, nach diesem sonnengefluteten Tag, auch noch einige Schleierwolken über den Himmel geschoben, welche glutrot zu leuchten begannen. Das Nachglühen der bereits untergegangenen Sonne war dermassen intensiv, dass die felsigen "Bienenstöcke" vor uns noch einmal in all ihren vielseitigen Farben und Nuancen zu leuchten begannen. Ein Spektakel, wie wir es wohl nie mehr erleben werden!

In der blauen Stunde begannen die Farben ein letztes Mal intensiv zu leuchten. Es war schön zu verfolgen, wie sich die Nacht langsam über die bizarre Landschaft senkte.

Wir wanderten nun ein wenig südwärts und liessen uns vor einigen wunderschönen "Bienenstöcken" nieder um das Erwachen der Sterne zu verfolgen. Es dauerte nicht lange, bis sich die Milchstrasse deutlich am Himmel abzuzeichnen begann. So fotografierten wir in völliger Finsterheit unter einem Nachthimmel, völlig ohne Lichtverschmutzung. Dabei entdeckten wir Sterne, welche wir zuvor wohl noch nie gesehen hatte. 


Danach folgte noch die letzte Prüfung des Tages: der Rückmarsch zum Parkplatz und die Rückfahrt über die üble Sandpiste. Mit viel Glück fanden wir nach zirka 30 Minuten im Finstern unseren Wagen. Wir staunten dabei, wie wenig Wirkung unsere Stirnlampen hier in der Wüste hatten und waren froh, dass wir es geschafft hatten. Die nächtliche Rückfahrt nach Page dauerte dann noch rund 2,5 Stunden und das Unterfangen "Sandpiste" werden wir so schnell wohl auch nicht mehr vergessen! Phuuu... 

Für die untenstehende Rundwanderung haben wir Euch noch eine kleine Karte gezeichnet, mit den wichtigsten Anhaltspunkten. (Kartengrundlage: Google Maps)
















TOURDATEN
Aufstieg: 100m
Abstieg: 100m
Strecke: ca.6.0km
Reine Wanderzeit: 2.5 h
Start- und Endpunkt: Parkplatz Cottonwood Cove

Tiefster Punkt: keine Angaben
Höchster Punkt: keine Angaben
Schwierigkeit: T2
National Geographic Karte: 1:75'000, Blatt 859, Paria Canyon, Kanab
Beste Wanderzeit: Juni, September, Oktober
Unser Tourdatum: 16.10.17
Besonderes: Achtung: der Parkplatz ist wirklich nur mit einem guten 4WD Fahrzeug mit hoher Bodenfreiheit zu erreichen. Man kann sich zudem im weglosen Gelände leicht verirren. Im Umkreis von über 50km findet sich keine Zivilisation. Die Paria Contact Station am Highway Nr. 89 liefert nützliche Infos und sollte zuvor unbedingt aufgesucht werden!