Freitag, 6. Oktober 2017

Traumhafte Hochgebirgslandschaften in Mountet

Unsere zweite Hochgebirgstour unternahmen wir Mitte August, ebenfalls im schönen Wallis. Diesmal hatten wir uns etwas ganz Besonderes ausgesucht: einen Zweitagesausflug zur Cabane du Mountet (2’886m), ganz hinten im Val d’ Anniviers. Doch nicht nur die Hütte selbst interessierte uns, sondern ein kleines, türkisblaues Gletscherseelein, etwas abseits der markierten Wege.
Wenige Tage zuvor fiel jedoch noch Schnee bis unter 2’000m, sodass wir nicht genau wussten, was uns erwartete. Auch sonst gab’s noch eine etwas unangenehme Überraschung: bereits im Pfynwald fielen uns die vielen Autos und Menschen auf. Oweh, genau an diesem Tag war der Zinal-Lauf mit tausenden von Teilnehmern und einem riesen Sportzirkus. Zum Glück waren wir früh genug unterwegs, sodass wer wenigstens noch bis nach Zinal hochfahren konnten, obwohl es eine unglaubliche Geduldsübung war. Ganz hinten im Tal fanden wir sogar noch einen Parkplatz und marschierten frohen Mutes los, im Bewusstsein, noch über 1'000 Höhenmeter vor uns zu haben. Bald hatten wir die Menschenmassen hinter uns gelassen und waren alleine unterwegs.

Die Route führte uns zuerst durch den Talboden, doch schon bei Moming begann der steile Bergweg. Zum Glück konnten wir die ersten 500 Höhemeter noch weitgehend im Schatten hinter uns bringen. Etwas prekär wurde es dann bei der neuen Hängebrücke nahe von Tsina de Vio. Hier hat man die Wege nicht genügend präpariert, sodass uns im Steilhang eine glitschige Erdmasse empfing. Ein falscher Schritt und man fände sich weit unten auf dem Gletscher wieder. Danach erreichten wir langsam die Schneegrenze und der Aufstieg wurde immer steiler. Die gewaltige Bergkulisse der frisch verschneiten Felsriesen, beeindruckte uns tief. Nun noch durch das Geröllfeld um Le Mammouth und schon kam, die einem Adlerhorst gleich gelegene Hütte, in Sichtweite. Wir waren ziemlich froh, endlich oben anzukommen.

Nach einer kurzen Stärkung in der Hütte brachen wir auch schon zur Suche unseres kleinen, namenlosen Seeleins auf, welches wir problemlos fanden. Hier, im Gletschervorfeld machten wir es uns nun gemütlich, warteten die Abendstimmung ab, die leider nicht ganz wolkenlos war, und genossen die Einsamkeit. Die umliegenden Berge (Obergabelhorn, Dent Blanche) waren schlichtweg ein Traum in Weiss. Erst in der Dämmerung kehrten wir in die Hütte zurück und bezogen unser gemütliches Zimmerchen, welches wir ganz für uns alleine hatten.

Bereits um 04:45 Uhr klingelte nach unruhiger Nacht bereits wieder der Wecker. Wir wollten noch einmal hinauf zu «unserem» Seelein, um die Morgenstimmung zu erleben. Noch vor allen anderen Bergsteigern, waren wir deshalb schon wieder im Moränengebiet unterwegs. Es lohnte sich, denn nun erlebten wir eine prächtige Stimmung mit dünnen Wolken und Morgenrot. Wir kamen uns vor wie im fernen Patagonien. Überall plätscherten die Wässerchen fröhlich über die blank geschliffenen Granitfelsen talwärts und die Spiegelung im Seelein war zauberhaft.

Erst nach dem ausgiebigen Genuss der einzigartigen Szenerie kehrten wir zur Hütte zurück und nahmen gegen Mittag langsam den Abstieg in Angriff. Die Aussicht auf die umliegende Bergwelt war absolut beeindruckend. Nur der langgezogene, ebene Rückweg bis Zinal erlebten wir als etwas mühsam.

TOURDATEN
Aufstieg: 1’375m
Abstieg: 1’375m
Strecke: 20.0km
Reine Wanderzeit: 8.0 h
Start- und Endpunkt: Parkplatz La Tzoucdanaz

Tiefster Punkt: 1'675 M.ü.M. (Parkplatz La Tzoucdanaz)
Höchster Punkt: 2'950 M.ü.M. (Gletschermoräne Mountet)
Schwierigkeit: T3
Swisstopo Karte: 1:25‘000, Blatt 1327, Evolène
Beste Wanderzeit: Juli-September
Unser Tourdatum: 12.&13.08.17
Besonderes: Wie in allen Hütten des SAC, ist eine Vorreservation für die Übernachtung nötig. In den weglosen Moränen- und Geröllgebieten der Gletschervorfelder ist besondere Vorsicht geboten.