Samstag, 1. November 2014

Grandiose Stimmungen im Felsenmeer: der Gerenpass

Eine unerwartet schöne Tour durften wir zusammen mit unserem Fotofreund, Martin Mägli, unternehmen. Bereits seit längerer Zeit haben wir uns für das unwegsame Gelände des Gerenpasses mit seinem Chüebodengletscher(li) interessiert. Ende September schien alles zu stimmen. Keine Selbstverständlichkeit in diesem Jahr!
Zuerst fuhren wir über den Grimsel- und den Nufenenpass ins Val Bedretto, wo wir bald einmal zu wandern begannen. Unwissend über die Schönheit dieses Tals, verblüfften uns die zahlreichen spiegelblanken Moorseelein und die prächtigen, bunten Herbstfarben. Wow, was für eine erhabene Landschaft. Martin fühlte sich an Alaska erinnert, nur dass noch die Bären fehlten. So kamen wir vor der Pianseccohütte (SAC) nur ganz langsam vorwärts und mussten dieses Herbstwunder trotz unseren schweren Rucksäcken immer wieder von Neuem dokumentieren. Kurz vor der Hütte zweigte der Weg dann links ab und stieg unmarkiert bis zu einem kleinen Unterstand auf ca. 2'350 Meter über Meer an. Von hier aus ging's dann auf einer schwach erkennbaren Wegspur weiter steil aufwärts, durch das lose Geröll und durch riesige Felsbrocken.
Oben angekommen (2'683m) fehlte uns der Atem und zwar nicht nur wegen der grandiosen Sicht auf den Gletschersee und die gegenüberliegenden Berner Alpen, Finsteraar- und Lauteraarhorn. Wow, was für ein wildes, hart zu verdienendes Fleckchen Erde. Zuerst erkundeten wir den kleinen Chüebodengletscher mit seinen Gletschertischen eingehend und blickten hinüber, auf den unter uns liegenden Grimselpass. Vor Sonnenuntergang mussten wir uns dann zwei Biwakplätzchen ebnen und dabei grosse Steinbrocken wegrollen. Danach konnten wir unsere Zelte erst aufstellen. Hier oben hat wohl noch nie jemand übernachtet.

Später folgte dann ein grandioser Sonnenuntergang in absoluter Einsamkeit. Ärgerten wir uns zuerst noch über die vielen Kondensstreifen der Flugzeuge, so boten diese uns nun das perfekte Himmelsglühen.
In der Nacht stellten wir die Kameras auf um Sternspuren zu belichten, bevor wir uns genüsslich in unsere Zelte verkrochen.
Auch der Morgen war nicht minder eindrücklich. In der blauen Stunde spiegelte sich die felsige Umgebung im Chüebodensee und kurz darauf begannen die Zinnen um uns glutrot zu leuchten. Was für ein unvergessliches Erlebnis, welches wir ausgiebig genossen.
Erst gegen Mittag machten wir uns an den beschwerlichen Abstieg und mussten aufpassen, mit dem schweren Gepäck am Rücken nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

Unerwartet haben wir so ein grandioses, jedoch steinschlagmässig nicht ungefährliches Berggebiet entdeckt. Danke Martin, für die angenehme Begleitung und die vielen, guten Gespräche. Es war einfach nur toll...!

TOURDATEN
Aufstieg: 996m
Abstieg: 996m
Strecke: 13km
Reine Wanderzeit: 5,5h
Tiefster Punkt: 2'099 M.ü.M. (Kurve an der Nufenenpassstrasse)
Höchster Punkt: 2'700m M.ü.M. (Chüebodengletscher)
Schwierigkeit: T4
Swisstopo Karte: 1:25:000, Blatt 1251, Val Bedretto
Beste Wanderzeit: Juli-September
Unser Tourdatum: 27.-28.09.2014
Besonderes: Bei einem Tagesausflug kann auch in der Pianseccohütte übernachtet werden. Der Aufstieg zum Gerenpass ist auch vom Gerental (VS) möglich, gestaltet sich jedoch streckenmässig noch länger.

















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