Dienstag, 21. November 2017

USA Südwest 2: Die Wunder des Zion National Parks

In den kommenden Tagebucheinträgen möchten wir Euch fotografisch in den Südwesten der USA (Utah/Arizona) entführen. Im Oktober 2017 waren wir ganze drei Wochen lang in diesen einzigartigen Landschaften unterwegs und sind weit über 100km gewandert.
 
Der nächste National Park auf unserem Reiseplan, war der Zion. Nach den Eindrücken aus dem Bryce Canyon, wussten wir nicht, ob die Erlebnisse überhaupt noch zu toppen sind. Wunderschönes Wetter herrschte auf der Fahrt in den Park und kaum hatten wir die Entrance-Station hinter uns gelassen, stellten wir auch schon aus, um diese prächtigen, mächtigen Gesteinsformationen mit den herbstlich verfärbten Laubbäumen zu betrachten. Es waren dies hier deutlich, teils sogar symmetrisch, gemusterte, riesige Sandsteinhänge, Gipfel und Grate, unten orange und oben grau gefärbt, durchsetzt von knorrigen, Bonsais gleichenden Nadelhölzern. Bei unserer ersten, kleinen Erkundung, trafen wir auch gleich auf eine Herde der schönen, wildlebenden Bighorn Schafe. Was für ein Glück. Sie sahen wir danach nie mehr. Zuerst wollten wir uns aber einmal einen Überblick über das tief eingeschnittene Tal des Zion National Parks verschaffen und wanderten gemütlich zum Canyon Overlook.
 
Als wir danach auf dem riesigen Parkplatz beim Visitor Center des Zion National Parks endlich eine Lücke gefunden hatten, konnten wir beim Park Ranger vorstellig werden, um unsere bewilligungspflichtige Tour zum Subway zu besprechen. Sogleich begann er uns auf Herz und Nieren zu testen, mit Angaben über den Wagen, die Autonummer, Ausweisnummern und anderen, solch’ extrem wichtigen Dingen. Erst danach bemerkte er wohl, dass wir so etwas wie «Outdoorfreaks» sind und beschied uns nur, dass der Weg zum Subway nicht zu unterschätzen sei und dass man zwischendurch im hüfthohen Wasser stehen würde. Da mussten wir jedoch schon ein wenig staunen und waren, ehrlich gesagt, etwas beunruhigt. Aber eben: man muss es immer selber sehen.

Danach waren wir bereit, für unsere Wanderung auf den Aussichtspunkt, Angels Landing. Hier oben muss wohl jeder gewesen sein, der ein "richtiger" Amerikaner sein will. Ganz besonders beliebt bei Selfietouristen und Teenagern in profillosen "Trendfinken" und Leggins. Auch wenn wir sozusagen in einer Kolonne den ausgesetzten Weg hochstiegen, genossen wir die wunderbare Aussicht auf das Tal und kamen ganz schön ins Schwitzen. Immerhin galt es über 400 Höhenmeter zu überwinden, senkrecht hinauf, sozusagen.
 
Bereits früh am nächsten Morgen starteten wir unsere Tour zum berühmten Subway. Wir waren echt gespannt auf diese Route, von welcher so viele Schauergeschichten kursieren. Der Left Fork River präsentierte sich uns jedoch an diesem Tag wie ein zahmes Bergbächlein und das ganze Tal befand sich in einem wahren Farbenrausch. Der Herbst hatte die Bäume bunt verfärbt und wir kamen ins Staunen, während weiter oben langsam die roten Felswände ans erste Sonnenlicht traten. Was für ein Spiel der Farben. So liessen wir uns ganz viel Zeit, bewunderten all die kleinen Details von Mutter Natur und begegneten beinahe keiner Menschenseele. Gespannt erwarteten wir die Kaskaden der Archangel Falls, vor dem Subway und die berühmte Röhre des Subways selbst, doch zuerst hiess es nun mal zirka 3,5 Stunden Marsch über Stock und Stein, auf einer unmarkierten, schmalen, jedoch gut sichtbaren Wegspur (siehe Routenbeschrieb unten). Diverse Bachquerungen waren auch zu bewältigen, diese stellten jedoch kein Problem dar, da man meistens von Fels zu Fels hüpfen kann. 
 
Als wir dann endlich vor den Archangelfalls standen und bewunderten, wie das Bächlein verspielt über die einzelnen, knallroten Felsstufen sprudelte, waren wir einfach nur noch begeistert.  Die ganze Wanderung zum Subway ist nicht zu unterschätzen mit 15 Streckenkilometern, zirka 450 Höhenmetern und viel Gekraxel. Genügend Zeit einplanen also, damit man beim Fotografieren nicht unter Stress steht und sich diesem prächtigen Tal ausgiebig widmen kann. Wir selbst benötigten für den ganzen Ausflug 9 Stunden, liessen uns aber wirklich auch Zeit.  
 
Als wir die kurze, oben leicht geöffnete Röhre des berühmten, schon so oft gesehenen Subways endlich erreichen, mussten wir zuerst einfach mal staunen. Es war schon ein besonderes Gefühl, wenn man plötzlich an einem Ort steht, von welchem man jahrelang geträumt hat. Die einzigen Besucher der Felsröhre waren gerade im Begriff, wieder zu gehen und so konnten wir nach Herzenslust fotografieren. Dabei gilt es aufzupassen, dass man auf den etwas glitschigen Felsen nicht ausrutscht. Es ist jedoch halb so schlimm wie in anderen Schilderungen. Fröhlich tanzten und wirbeln die bunten Herbstblätter in den diversen Pools und plätscherte das Bächlein von einer Stufe zur andern. Der Subway selbst liegt in einer Felsbiege, ist nur gerade 50 Meter lang und zirka 5-6 Meter hoch. Oben weist er eine leichte Öffnung auf, sodass es sich nicht um einen geschlossenen Tunnel handelt.

Nach einer ausgiebigen Fotosession hiess es wieder Abschied nehmen und sich auf den Rückweg machen. Diesen durften wir diesmal jedoch bei schönstem Sonnenschein geniessen. Überall tanzten Libellen wie kleine Feen über dem ruhigen Wasserlauf. Erst bei Sonnenuntergang erreichten wir den Left Fork Trailhead wieder und waren einfach nur noch glücklich. Was für ein unvergessliches Erlebnis!

TOURDATEN
Aufstieg: 450m
Abstieg: 450m
Strecke: 15.0km
Reine Wanderzeit: 6.0 h
Start- und Endpunkt: Left Fork Trailhead

Tiefster Punkt: keine Angaben
Höchster Punkt: keine Angaben
Schwierigkeit: T5
National Geographic Karte: 1:37'700, Blatt 214, Zion
Beste Wanderzeit: Juni, September, Oktober
Unser Tourdatum: 12.10.17
Besonderes: Im Sommer steht das Sonnenlicht für die schöne Stimmung im Subway beinahe zu senkrecht. Zudem sind Flutwellen (Flashfloods) und Hochwasser aufgrund von irgendwo niedergehenden Gewittern nicht zu unterschätzen. Es gibt in der Nähe keine Verpflegungsmöglichkeiten! 

















Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen